Florian Seifert / 23.01.2021

Clubhouse für Fotografen

Dieses Clubhouse? Was ist das eigentlich?, Warum ist das so cool? und was kann ich als Fotograf eigentlich damit machen?

Was ist Clubhouse ?

Clubhaus ist eine audiobasierte Social-Media-App. Es ist ehesten mit einem großen Discord- oder Teamspeak-Server zu vergleichen. Es gibt verschiedene Gesprächsräume in denen sich die jeweiligen Personen unterhalten können, nur halt noch mit einem sozialem Netzwerk im Hintergrund um gezielt interessante Personen und Themen zu verfolgen. Der Beitritt ist aktuell (am 23.01.2021) nur per Einladung möglich, ebenso ist die App nur für iOS-Geräte verfügbar ist.

Es ist am ehsten zu Vergleichen mit einem Panelgespräch auf einer Konferenz, Es gibt ein Publikum, eine Bühne mit Moderatoren und Speakern. Jeder kann in diese Räume eintreten, dem Gespräch zuhören und jederzeit wieder lautlos verschwinden. Wenn man etwas zum Gesprächsthema beitragen kann, kann man virtuell die Hand heben, der Moderator kann einen auf die Bühne holen und man kann sich am Gespräch beteiligen.

Also wie auf einer Konferenz, nur vorkommen coronakonform ohne die Wohnung zu verlassen.

Oder wie auf einer Party, - die älteren unter den Lesern werden sich noch erinnern -, auf der man einfach mal schnell von Grüppchen zu Grüppchen spring, in verschiedene Themen kurz reinhört, um dann wieder weiterzuziehen oder sich an einem spannenden Gespräch zu beteiligen.

Und ungefähr so nah fühlen sich die Gespräche auch an, anders als z.b. bei Facebook werden nur die Vornamen angezeigt, erst bei einem Klick auf das Profil gibt es weitere Informationen, es gibt also im Gespräch wenige Berührungsängste, selbst wenn man jetzt mit einem Paul Ripke oder Thomas Gottschalk spricht. Und anders als z.b. bei Twitter, wo man ja im Prinzip auch jeden Menschen direkt in ein Gespräch verwickeln könnte, ist es bei Clubhouse halt wirklich live und direkt. Wenn du auf der Bühne bist hört dich das gesamte Publikum und die restlichen Sprecher können und müssen dir direkt antworten. Ohne langes Nachdenken, ohne große Überprüfung durch die PR-Abteilung, halt live und direkt.

Und um auf den Partyvergleich zurückzukommen, genauso verhalten sich die Personen auch, zumindest aktuell noch. Da die Gespräche nicht aufgezeichnet bzw. nicht veröffentlicht werden dürfen und sich das große Publikum auch nicht unmittelbar zu dem gesprochenen Wort äußern können gibt es noch ein vernünftige Gesprächskultur. Die Personen auf der Bühne sprechen miteinander und nicht gegeneinander zu einer anonymen Masse. Niemand muss sich hinstellen und sich größer machen um ein späteres, nicht direkt angesprochenes Publikum zu erreichen. Nur die Personen im Raum werden erreicht und das auch nur in genau diesem Moment. Wie halt in der Chillout-Area auf einer guten alten Party, oder auf einem einspannten Stammtisch.

Aber warum für Fotografen?

Okay, also wir haben jetzt ein neues soziales Netzwerk, drastisch reduziert auf die eigene Sprache, auf die Vergänglichkeit eines Gesprächs. - Aber warum für Fotografen? Es gibt keine Bilder, man kann auf sein Instagramprofil und seine Internetseite verweisen, aber das war es dann auch. Und genau das ist so cool.

Es ist das Neue, das Unerforschte, das Regellose. Es gibt in der aktuellen Phase des Netzwerks noch keine ausgetretenen Pfade. Es ist wie in den ersten Jahren auf Youtube, ein großer kreativer Freiraum.

Du musst für ein paar Stunden in die Dunkelkammer und Filme entwickeln, was spricht dagegen einfach einen Gesprächsraum draus zu machen, Leute kommen kurz rein, man quatscht ungezwungen über die Fotografie und ehe man sich versieht sind 3 Stunden rum, man kennt 20 neue coole Fotografen und hat 100 neue Projektideen.

Und Niemand, und wir kommen nochmal zurück zu der Partymetapher, Niemand kann dir einfach mal eben so seine coole Fotomappe unter die Nase halten, um zu zeigen was er drauf so hat. Man muss dir die Bilder beschreiben, viel genauer erklären und dabei lernt man den Gegenüber auch deutlich besser kennen. Oder noch besser weg von diesem ewigen „Schau mal hier was ich alles kann“- Getue, reduziert auf das vergängliche Gespräch kommt man halt einfach ins zwanglose Quatschen.

Ich zum Beispiel kann aktuell eh nicht viel raus und hab immer montags abends ne Stunde Zeit. Öffne ich halt einfach einen Gesprächsraum zum Thema „Mein liebste Kamera“ und alle quatschen 5 Minuten zwanglos über ihre alten Schätze und dann verabredet man sich halt nächste Woche wieder, nur halt mit anderen zufälligen Fotografen. Oder vielleicht mit Thomas Gottschalk oder Arnold Schwarzenegger, wer halt gerade so auf der Party ist. Man wird es vermutlich nicht mal merken, ist halt der Arnold, der auf englisch von seiner alten Leica schwärmt. Und dann zack, ist er vielleicht auch schon wieder im nächsten Raum und hört ‘nem Pianisten beim Klavierspielen zu.

Und wie geht das jetzt genau, und übrigens Datenschutz, und und und..

Natürlich ist das Clubhouse-Thema deutlich komplexer, man muss genau überlegen wie man sich dort anmeldet um nicht sein ganzes Telefonbuch an Clubhouse zuübertragen und es gibt natürlich auch schmutzige Ecken. Aber aktuell kann man die Räume noch so formen wie man es selbst gerne hättte, und die allermeisten Leute sind cool und freundlich, haben Spaß und sind kreativ.

Und außerdem wurden diese Themen von deutlich klügeren Menschen, schon deutlich besser erklärt. Zum Beispiel die wundervolle Samira El Ouassil im Gespräch mit Holger Klein bei Übermedien.

Im direkten, persönlichen Gespräch natürlich, was auch sonst.

Über den Autor

Ich bin Florian, 30 Jahre alt und lebe und arbeite in Halle an der Saale.

Während meiner Ausbildung gelang ich das erste Mal in eine Dunkelkammer. Seit diesem Tag beschäftige ich mich ausführlich mit der analogen Fotografie.

Neuen Kommentar hinzufügen

Klartext

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.
  • Website- und E-Mail-Adressen werden automatisch in Links umgewandelt.
Ihre E-Mail-Adresse dient dem Schutz vor Spam-Einträgen und unter Umständen zur Kontaktaufnahme. Sie wird nicht öffentlich angezeigt.